
EFFIZIENZ MUTIERT ZUM FEHLGRIFF
Am Anfang der Effizienzmaschine stand der Wunsch, mehr Produkte und Dienstleistungen mit geringeren Produktionskosten anbieten zu können, um den Mangel, den es durchaus einmal gab, breitflächig beseitigen zu können. Mit einer effizienteren Bewirtschaftung von Agrarflächen konnte man eine sichere Ernährungsgrundlage schaffen, mit der Industrialisierung ein Wohlstandsniveau erreichen, dass es zuvor noch nie gab.
ABER …
Unternehmen machen nach Gunter Dueck mit dem Effizienzstreben im 21. Jhdt. einen großen Fehler. Sie gucken nicht mehr auf das Optimum, sondern denken, das Maximale was sie rausholen können, ist noch immer das Beste. Das ist ein fataler Irrtum mit unausweichlichen Folgen.
Die Coronakrise zeigt deutlich, wie kaum zuvor, die Grenzen einer auf Effizienz getrimmten Gesellschaft. Dazu kann man nun anmerken, ja, es war vielleicht ein Fehler das Gesundheitswesen effizient zu organisieren. An dem Beispiel Autoreifen und Bremsbeläge zeigt sich jedoch neben vielen anderen Beispielen ebenfalls sehr anschaulich, dass das Effizienzstreben von einer Seite aus betrachtet zwar erfolgreich zu sein scheint, beispielsweise das die Autoreifen länger halten, aber von einer anderen Perspektive aus betrachtet, hat das Effizienzstreben einen Preis, sogar einen hohen Preis. Am Beispiel Autoreifen muss man nun damit leben, dass diese neuen Autoreifen eine deutlich erhöhte Feinstaub- und Schadstoffbelastung mit sich bringen. Dazu sei angemerkt, dass Luftverschmutzung selbst bald schon zur nächsten Pandemie wird, wovor Wissenschaftler weltweit warnen.
EFFIZIENZ WIRD ZUM RISIKO
Immer mehr Meldungen in unterschiedlichen Bereichen poppen auf und zeigen, dass ein Effizienz getrimmtes System nicht fähig ist, die mannigfachen, komplex ineinander verschränkten Beziehungen im 21. Jhdt. und die damit verbundenen Herausforderungen zu meistern. Im Gegenteil, mit dem Streben nach noch mehr Effizienz produzieren wir ernsthafte, miteinander verflochtene neue Probleme und Risiken:
Beispielsweise, indem die Lebensmittel bald schon nicht billiger, sondern teurer werden, womit die Welternährung in keiner Weise mehr sichergestellt werden kann, weil die Böden ausgelaugt, die Meere überfischt sind, der Klimawandel landwirtschaftliche Produktionen negativ beeinflusst, die Wasserressourcen sich verändern, …
Darüber hinaus gehen durch die Digitalisierung Arbeitsplätze verloren, lt. Schätzung 800 Millionen Jobs. Eine neue Art von Arbeitslosigkeit wird sich gestalten, nicht nur auf den unteren Bildungsebenen, sondern auf allen Ebenen – mit Folgen, die Unternehmen sich jedoch jetzt schwer vorstellen können bzw. wollen.
Einhergehend mit der Digitalisierung und der damit verbundenen Möglichkeit effizienter zu wirtschaften, steigt auch das Risiko von Cyber-Crime – und diesem Risiko kann man weder technisch noch innovativ effizient entgegentreten.
Und das umfassendste Risiko im Effizienzstreben, das jedoch zu oft nur am Rand erwähnt wird, sind die komplexen umfassenden Verschränkungen. Immer mehr autonome Prozesse werden aufgrund des Effizienzstrebens miteinander verbunden, Umweltprobleme auf andere geschoben. Man übersieht, dass aber die Verschränkungen deutlich tiefgreifender sind, und einen deutlich größeren Folgeradius mit sich bringen und Unternehmen treffen könnten, die eigentlich weit weg vom eigentlichen Problemherd sitzen.
Die Effizienz in Frage zu stellen, löst jedoch bei vielen Menschen und erst recht Unternehmen statt Nachdenken eher eine reflexartige Rechtfertigung und sogar eine Lobhudelei für die Effizienz aus. Das Paradoxon wirkt, man will Probleme lösen, aber mit Problemen nicht konfrontiert werden. Die Risiken, die weitschichtigen Verschränkungen mit den schwer zu erfassenden Folgen, sind dann das, was man bei all dem Effizienzstreben weglässt – mit Folgen, die sich jetzt in der Coronakrise äußerst unangenehm in vielen Bereichen in sehr verschränkter Weise offenbaren.
Die Welt ist eben nicht so linear und rational erfassbar, wie man es zu wünschen hofft. In der Wirklichkeit ist die Linearität eine Ausnahme, Effizienz ist ein Erfolgstraum, der bis zum gewissen Grad wirksam war, aber jetzt an vielen Stellen nicht mehr aufrechtzuerhalten geht, ein Erwachen folgt mit unangenehmen Begleiterscheinungen. Genau an diesem Punkt möchte ich Sie unterstützen, um Kurskorrekturen noch vornehmen zu können, bevor es vielleicht zu spät ist.